25. Jän. 2025 - 11. Mai 2025

Museum Angerlehner

Ascheter Straße 54, 4600 Thalheim bei Wels

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Tel.: +43 7242 224422-0

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Kid Guards. Josef Florian Krichbaum | Museum Angerlehner

Das Museum Angerlehner in Thalheim bei Wels präsentiert vom 25. Jänner bis zum 11. Mai 2025 im Salon mit der Ausstellung Kid Guards die erste museale Einzelschau des Künstlers Josef Florian Krichbaum in Österreich, welche vom Schriftsteller Franzobel kuratiert wird. Im Mittelpunkt steht dabei die Figur des titelgebenden "Kid Guard", die von einer "naiver Weisheit" gekennzeichnet ist - ein Grundtenor welcher sich durch die gesamte Ausstellung zieht.

In akribischer Feinarbeit verdichtet der Künstler in seinen Werken bis zu 20 dünnen Schichten Ölfarbe zu beinahe dreidimensionalen Bildkompositionen, welche zwischen Realismus und Fantasie oszillieren. Krichbaum bedient sich dabei der Bildsprache des Pop-Surrealismus, wobei er die Ästhetik der Alten Meister sowie jene der Comics verbindet, um eine global aktuelle Bildsprache zu erschaffen.

Die Ausstellung "Kid Guards" bietet einen spannenden Einblick in das einzigartige Werk Krichbaums, welches gerade in einer von Umbruch und Unsicherheit geprägten Zeit vor Augen führt, wie erfrischend und wichtig ein kindlicher, unbeschwerter Blick sein kann, um neue Perspektiven für unsere Zukunft zu eröffnen.


Ausstellungsdauer:
25. Jänner bis 11. Mai 2025  (im Salon | nicht barrierefrei)
Ausstellungseröffnung: 25. Jänner 2025, 15:00 Uhr
Öffnungszeiten: Samstag 14:00 - 18:00 Uhr, Sonntag 10:00 - 18:00 Uhr | Montag bis Freitag auf Anfrage (nur für Gruppen)

Zum Künstler:
Josef Krichbaum wurde 1974 in Innsbruck geboren. Seine Familie übersiedelte 1977 nach Oberösterreich und er absolvierte seine Matura 1993 am BG Vöcklabruck. Ab 1994 studierte er Malerei an der Universität für angewandte Kunst Wien, bei Wolfgang Hutter und Wolfgang Herzig. 2001 beendete er dieses Studium mit Auszeichnung und lebt und arbeitet seither als freischaffender Künstler in Wien und im Hausruck.

Werke befinden sich in folgenden Sammlungen:
Albertina Wien, Österreichische Nationalbank, Sammlung des Landes Oberösterreich, Sammlung Angerlehner, sowie zahlreiche weitere private Sammlungen im In- und Ausland.

Ausstellungen (Auswahl):

  • 1995-2022 etwa 80 Ausstellungen und Beteiligungen im In- und Ausland
  • 2023 Art Austria Artfair
  • Lehár Festival Bad Ischl
  • Discovery Artfair Frankfurt am Main
  • Atterseehalle in Attersee
  • 2024 La Fete de L'Art Bakerhouse Gallery Graz
  • Art at the Park Vienna
  • Art Austria Artfair
  • AAF Singapore
  • Brassworks Gallery "SMALLS", Portland
Franzobel: Sternenhimmel in den Augen
Zu den Kid Guards Bildern von Josef Florian Krichbaum

Josef Florian Krichbaums Figuren wirken so glücklich, dass man denkt, ihr Schöpfer muss Finne sein oder bhutanesische Vorfahren haben. Diese Bilder mit den lächelnden Kinder-Wächtern, den "Kid Guards", erinnern an japanische Zeichentrickfilme wie Chihiros Reise ins Zauberland. Sieht man genauer hin, erkennt man auch eine Verwandtschaft mit Hieronymus Bosch. Da gibt es Schalen auf Vogelbeinen, Faserschmeichler, einäugige Flauscheier, grinsende Blumen, freundliche Wesen wie aus einem steinzeitlichen Computerspiel.
Im Gegensatz zu den Infernos bei Bosch haben Krichbaums Bilder aber eine positive Grundstimmung, und sie besitzen ein Zentrum. Die Figuren schauen einander an, interagieren. So es sich nicht gerade um Porträts handelt, erleben die kindlichen Wächter Abenteuer wie Alice im Wunderland. Oft sind sie in Bewegung: Da wird auf Fischen geritten, fliegen Fabelwesen vorbei, oder erscheint eine Art Jüngstes Gericht von flauschigen Wesen, denen man nichts Böses zutraut.

Wächter bevölkern Krichbaums Bilder schon länger, angeblich - man darf den Selbstaussagen von Künstlern ja nicht trauen - weil er eine solche Figur einmal geträumt hat. Ihr augenfälligstes Merkmal ist der Helm mit den beiden fühlerartigen Fortsätzen, die wie Katzen-Schnurrhaare seitlich abstehen. Oder sind es Antennen der Sensibilität? Die Wächter sind hier keine ausgrenzenden Türsteher, die dafür sorgen, dass Unerwünschtes draußen bleibt, sondern eher Aufpasser und Beschützer einer wundersamen Schöpfung.
Eine Armee der Guten. Engel? Es ist, als wollten sie sagen, man muss in der Natur nur genau hinschauen, dann kann man all die fantastischen Dinge auch selbst entdecken: Zuckerltiere, Augenwespen, Kronengesichter, Grinsekatzen. Diese Welt ist beseelt wie im Paradies eines Pantheisten, selbst singende Bügelbretter, tanzender Trockengerm oder fliegende Fusslroller würden einen hier, in dieser Wunderwelt für Entomologen des unbekannten Gekreuches und Gefleuches, nicht überraschen.

In Krichbaums Bildern stehen die Menschen im Einklang mit der Natur und den Tieren. Die Menschen sind nie in engen Räumen, sondern immer in Waldlichtungen, auf Wiesen, in Tälern oder Flusslandschaften zu sehen. Freilich ist die altmeisterlich gemalte Natur nicht ganz so happy-pepi wie die Kid-Guards und freundlichen Kreaturen, die sie bevölkern. Sie ist zwar nicht bedrohlich, aber zumindest nachdenklich - farbenfroh, berauschend, mächtig.
Ein weiteres Merkmal sind die Mühlsteinkrägen, wie man sie von Renaissancebildern kennt. Allerdings haben die kindlichen Wächter keine Arkebusen oder Hellebarden in der Hand, sondern Schokolade, lange Sandwiches, oder Papierservietten-Schmetterlinge. Manchmal tauchen auch Gummistiefel, Wolkenkratzer oder Autobusse auf, aber trotzdem - oder gerade deshalb - lassen sich die Settings in keiner anderen Zeit verorten als in der zeitlosen Märchenwelt.

In der Kid-Guard-Serie wird die Welt mit Kinderaugen gezeigt - positiv, staunend, selbstverständlich,
ohne naiv zu sein. Nicht selten sind die Augen kleine Sternenhimmel. Man begegnet keinen realistisch gemalten Menschen, die runden Köpfe sind halb so groß wie die Körper, die Beinchen dünn und die Hände unverhältnismäßig klein. Auch die Kleidung ist oft bloß ein buntes Rechteck, oder sie hat etwas von einem Insektenpanzer. Man begegnet hier keiner Gewalt und keinen Grauslichkeiten, auch keiner übertriebenen Geschlechtlichkeit, trotzdem liegt in all der fröhlichen Ausgelassenheit auch ein Hauch von Melancholie, Angst vor dem Verlust des Kindlichen und Kindischen, vor dem Verlust der schönen Welt.

Krichbaums Bilder sind in der gegenwärtigen Kunstlandschaft völlig solitär. Diese Mischung aus spätmittelalterlichem Altarbild und Animationsfilmfiguren ist einzigartig, irritierend, anregend, und auf eine unerwartete Weise auch schlüssig und so vielschichtig wie die Malweise selbst. Krichbaum muss Finne sein, das sind laut Umfragen die glücklichsten Menschen auf der Welt, oder Bhutanese, die haben ein Ministerium für Glück. Er schafft eine Kombination aus Glanz und Patina, Zukunft und Vergangenheit, Kindlichkeit und intellektueller Reflexion, wie ich so zuvor noch nie gesehen habe.

Text: Franzobel