Färbermuseum Gutau
Die Textilwirtschaft war einst eine der tragenden Säulen des Mühlviertels. Die "Weberstraße" erinnert heute noch an diese Tatsache. Das Färberhandwerk, das im Mühlviertel seit dem 17. Jahrhundert angesiedelt war, erlebte seine Blüte mit dem Flachsbau und den unzähligen häuslichen Leinenwebereien. Eines der bemerkenswerten Baudenkmäler des Färbergewerbes dieser Zeit ist das Färberhaus in Gutau. In seinen Räumen, die heute als Museum eingerichtet sind, wurde noch bis 1968 das Färberhandwerk ausgeübt. Auffallend an diesem ländlichen Barockbau aus dem 17. Jahrhundert, dessen Grundmauern ins 14. Jahrhundert zurückgehen, sind das große Schopfwalmdach für den Trockenboden und der hölzerne Gewandgang, der zur Belüftung des Trockenbodens diente.
Der Niedergang der Linzer Wollzeugfabrik im Jahr 1850 riss auch die einst 21
florierenden Webereien des Mühlviertels mit in den Untergang. Lediglich ein
Kleinunternehmen hielt sich: die Färberei Zötl in Gutau. Der Name Zötl, dem das
heutige Färbermuseum gewidmet ist, hat viele Persönlichkeiten der
oberösterreichischen Kulturgeschichte hervorgebracht. Neben Josef Zötl, dem
Besitzer der Färberei, der in seiner Wanderschaft nahezu ganz Europa
bereiste, machten sich Alois Zötl als Maler und Dr. Hans Zötl als Mitinitiator der
oberösterreichischen Landeshymne klingende Namen.
Heute können Besucherinnen und Besucher im Museum eine in sich geschlossene Kultur-
und Wirtschaftsgeschichte des Gewerbes der Färber eindrucksvoll nachvollziehen,
wobei der Schwerpunkt auf der Erzeugung des Blaudrucks liegt.
Betritt man das Färbermuseum in Gutau, so begegnet man in sieben Ausstellungsräumen
der einstigen Arbeitswelt der Färber. In den Kupferkesseln des Kesselraumes, der
mit einem Ziehbrunnen ausgestattet ist, wurden gesponnene Wolle und Textilien aller
Art heiß gefärbt. Der Blaudruck selbst ist ein Kaltfärbeverfahren, bei dem der
kostbare Farbstoff Indigo verwendet wird, der ursprünglich aus tropischen Ländern
eingeführt wurde. In der "Küpe", einem versenkten riesigen Eichenbottich, wurde das
Leinen roh - im Falle von Blaudruck mit "Papp" bedruckt - auf den Sternreifen
aufgehängt und in das kalte Indigo getaucht. Entnimmt man das Leinen aus der Küpe,
ist es nicht blau, sondern gelb und wird erst durch die Berührung mit dem
Sauerstoff der Luft zuerst grün und dann blau - das "Blaue Wunder" nimmt seinen
Lauf. In der Farbkammer sind noch heute die riesigen Tonbluzer zu sehen, in
denen die verschiedenen Säuren, die man zum Färben benutzte, aufbewahrt wurden.
Zahlreiche wertvolle Blaudruck-Modeln, die meist aus Birnenholz geschnitzt und
ornamentartig mit unzähligen Messingstiften und -stegen versehen wurden, zeugen von
der kunstvollen Bearbeitung der Textilien. Mustertücher, das Wanderbuch Josef Zötls
und allerlei Zeugnisse runden Gesehenes ab.
Das spektakulärste Objekt des Museums stellt aber eine zwölf Tonnen schwere, gut
sechs Meter lange (6,40 m), über 300 Jahre alte und funktionstüchtige Mangel dar.
Diese Mangel diente dazu, dem gefärbten und auch rohen Leinen durch fortwährendes
Rollen über Holzwalzen den begehrten Glanz zu verleihen. Im Mangelraum erfährt der
Besucher auch, wie das Bedrucken des Leinens mit "Papp" einst vor sich ging.
Blaudruckstoffe spielten im bäuerlichen Haushalt für Kleidung und Wäsche eine
bedeutende Rolle. Heute erlebt der Blaudruck eine Renaissance, obwohl es in ganz
Österreich nur mehr zwei Blaudruckfärbereien gibt.
Färbermarkt in Gutau
Jedes Jahr jeweils am ersten Sonntag im Mai treffen sich in Gutau Leinenweber,
Färber und Kunsthandwerker beim Färbermarkt. Bei diesem Standlmarkt am Gutauer
Marktplatz und den Straßen von Gutau bekommen Liebhaber von Blaudruckwaren und
Trachten alles angeboten, was ihr Herz begehrt. Dabei kommt aber auch die
Unterhaltung nicht zu kurz: Volkstanz, Blasmusikkapelle, Wirtshausmusik und
Modeschau sind nur einige Beispiele.
Neben den Führungen durch das Färbermuseum kann auch das "Zötlzimmer" des
Färberhauses besichtigt werden, welches der Entstehung der OÖ Landeshymne, dem
"Hoamatgsang" gewidmet ist. Die Gutauer Wirte bieten ein ausgezeichnetes
kulinarisches Angebot mit Schmankerl aus der regionalen Küche an und der Gutauer
Marktplatz wird an diesem Tag zu einer großen Gaststube. Jährlich kommen zwischen
5.000 und 7.000 Besucherinnen und Besucher zum Färbermarkt, der zu den schönsten
Handwerksmärkten Österreichs zählt.
> Linktipp Weiteres Museum im Ort
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- Alte Marktschmiede, Lasberg
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- Freilichtmuseum Ledermühle, St. Oswald bei Freistadt
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Fürstenhammer
Hammerschmiede, Lasberg
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> Tipp: Nützen Sie für die Anreise die öffentlichen Verkehrsmittel: OÖVV Routenplaner
Lage und Anreise
St. Leonharder Straße 3
4293 Gutau