Stadtmuseum Steyr
Tauchen Sie ein in historische Lebenswelten, spüren Sie den Entwicklungsprozessen nach und werfen Sie einen Blick in die Geschichte der Stadt Steyr!
Steyr war und ist ein faszinierender Ort, eine Stadt nahe den Superlativen, kein Ort von Mittelmaß. Angetrieben von Innovationsgeist und Konkurrenz erlebten Adel, Bürgertum und Arbeiterschaft über die Jahrhunderte hinweg bewegte Zeiten. Dabei standen sie in einem konfliktreichen Wechselspiel und waren doch voneinander abhängig.
Seit dem Hochmittelalter spielte Steyr als die nach Wien zeitweilig zweitgrößte Stadt Österreichs eine bedeutsame Rolle in der Wirtschaft Mitteleuropas. Das rasche Aufblühen der Stadt im 14. Jahrhundert förderte den Zuzug von Handwerkern. Mitte des 15. Jahrhunderts erreichte man einen wirtschaftlichen Höhepunkt. Am Zusammenfluss zweier Flüsse gelegen, konnte sich die Eisenstadt wirtschaftlich und kulturell erfolgreich entwickeln. Der Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges, die Gegenreformation und der Bauernkrieg führten zum wirtschaftlichen Abstieg der Stadt. Es folgten Aufschwung und Niedergang einander in rascher Folge, bis sich im Zeitalter der Industrialisierung eine wirtschaftliche und kulturelle Hochphase anbahnte.
Durch die wirtschaftliche Monostruktur war die Stadt stark von konjunkturellen Schwankungen abhängig. Auf die Dominanz der Waffenproduktion folgte die Abhängigkeit von der Marktlage im Bereich der Fahrzeugerzeugung und -vermarktung. Ungeachtet großer Umstellungsprobleme gelang der Umstieg in der Produktion. Erst eine Weltwirtschaftskrise stoppte die positive Entwicklung. Zwischenkriegszeit, NS-Herrschaft und Nachkriegsjahrzehnte waren von Boom und Krise durchzogen. Auch diesmal war die Stadt wieder stark von äußeren - meist wirtschaftlichen - Faktoren abhängig. Es erforderte von allen sozialen Schichten Dynamik und Kreativität, um eine positive Entwicklung zu gewährleisten.
Das Museum präsentiert eine Auswahl spannender, überraschender und widersprüchlicher Geschichten, die von der bewegten Vergangenheit Steyrs zeugen. Sie handeln von Hoffnungen, Sehnsüchten und Ängsten, von Fortschritt und Niederlagen, von Pioniergeist sowie Erfindungsreichtum und zeugen von Arbeit, Wohlstand und Macht. Unter dem gleichnamigen Titel erfolgte durch die OÖ. Landesausstellung 2021 der Startschuss für den Neubeginn im Innerberger Stadel.
Besucher:innen tauchen über Exponate, Videos und Hörstationen in historische
Lebenswelten ein, können Entwicklungsprozesse nachspüren und die Geschichte der
Stadt erleben. Individualbesucher:innen können sich mittels Audio-Guide (auch auf
Englisch) durch das Museum führen lassen oder an einer öffentlichen Führung
teilnehmen.
Das innovative Vermittlungsteam hat für Schulklassen und Gruppen qualitativ
hochwertige Vermittlungsprogramme zu verschiedenen Themen entwickelt. Kinder
erfahren erlebnisorientiert mehr über die Museumsgründerin Marianne Kautsch oder
den Umgang mit historischen Quellen. Die Mädchen und Buben sind gefragt, selbst
aktiv zu werden, etwa wenn es darum geht, selbst eine Ausstellung aufzubauen oder
ein Floß zu basteln.
Zur Geschichte
Die Idee eines Stadtmuseums geht auf das Jahr 1884 zurück: Nach dem Ende der
Elektrischen-, Landes-, Industrie-, Forst- und kulturhistorischen Ausstellung
beschloss der Gemeinderat, die kulturhistorischen Gegenstände zu erwerben und
weiterhin auszustellen. Drei Jahre später wurde auf Initiative von Bürger:innen die
"Gesellschaft für Altertumsfreunde in Steyr" gegründet, die langfristig die
Errichtung eines eigenen Museums anstrebte. Zu einer ersten Ausstellung der von der
Gesellschaft gesammelten Gegenstände kam es 1890 in der damaligen Bürgerschule.
Erst mit der Übersiedelung in die Räumlichkeiten des Rathauses 1895 ist jedoch von
einer Museumsgründung zu sprechen, denn seither ist die Sammlung im Eigentum der
Stadt. 1898 übersiedelte das Museum in die Industriehalle (heutiges Stadttheater),
wo am 18. August die "Oberösterreichische Landesausstellung" eröffnet wurde. Seit
1913 befindet sich das Museum an seinem heutigen Standort im Innerberger Stadel.
Das Gebäude: Der Innerberger Stadel
Im 1612 fertig gestellten Gebäude hatte sich einst ein Getreidespeicher befunden,
wo die Stadt Reserven für die Versorgung ihrer Bürger:innen einlagerte. 1628 kaufte
die Innerberger Hauptgewerkschaft (1625-1881) - der größte mitteleuropäische
Montankonzern seiner Zeit - das Gebäude und errichtete dort seine Verlagsstelle,
also ein Ort, an dem die Steyrer Bürger:innen und Handwerker Eisen und Stahl kaufen
konnten. 1909 wurde das doppelgiebelige Renaissancegebäude mit reichem
Sgraffito-Fassadenschmuck von der Stadt erworben und wenige Jahre später zog das
Stadtmuseum dort ein.
Das Steyrer Kripperl im Innerberger Stadel
Das Steyrer Kripperl ist eines der letzten noch erhaltenen traditionellen
Stabpuppentheater im deutschen Sprachraum - und das allerletzte ortsfeste, privat
geführte Krippenspiel. Seine Figuren, Kulissen, Texte und Lieder blieben seit dem
Ende des 19. Jahrhunderts nahezu unverändert. Durch den Schneidermeister Ignaz
Sageder gelangte das Kripperl ins Gasthaus "Zur Goldenen Sense" in Steyrdorf, wo es
bis 1899 gespielt wurde. 1923 übersiedelte es in den Innerberger Stadel.
Jährlich rund um die Weihnachtszeit finden Aufführungen der mündlich überlieferten
Stücke in Steyrer Mundart statt. Bis heute wird mit den historischen Stabpuppen
gespielt, bedient von rund 20 Spielerinnen und Spielern des Vereines Heimatpflege.
Neben religiösen Inhalten sind es vor allem die weltlichen Szenen des alten
Handwerks und des Bürgertums in der Eisenstadt Steyr, die Jung und Alt erfreuen und
den Besuch des Steyrer Kripperls zum Fixpunkt im Jahreskreislauf machen. 2018 wurde
das Steyrer Kripperl in die Liste des immateriellen Kulturerbes Österreichs der
UNESCO aufgenommen.
Karten und Informationen bekommen Sie im Büro des Tourismusverbandes Steyr
(Rathaus).
Tel.: +43 7252 53229
Web: steyr-nationalpark.at
Ehemaliges Palmenhaus im Schlosspark Steyr
Das ehemalige
Palmenhaus beherbergt zwei besondere Großkrippen. Die sogenannte "Waggonkrippe" des
Krippenbauers Josef Seidl wurde in den 90er-Jahren speziell für die Aktion "Licht
ins Dunkel" angefertigt. Diese Krippe war ursprünglich in einem Eisenbahnwaggon der
ÖBB eingebaut und in vielen Ländern unterwegs. Seit 2017 präsentiert sich die
Waggonkrippe dank vieler kunstfertiger Hände in neuem Glanz. Über 1.100
Krippenfiguren, sogenannte Loahmmandel, bevölkern die Krippenlandschaft. In einem
heimatlichen Bereich sind der Ennskai der Stadt Steyr, die Wallfahrtskirche
Christkindl mit der Engelsstiege, der Geburtsstall von Jesus und das Eltern- bzw.
Geburtshaus des Krippenbauers eingebaut. Im orientalischen Krippenbereich sind die
verschiedenen Wirkungsstätten von Jesus dargestellt. Die Landschaft, Häuser und
Tempelanlagen sind Nachbildungen orientalischer Kultur, wie sie sich in Jerusalem
und Umgebung präsentieren.
Die barocke Krippe aus dem Schloss Lamberg stammt samt ihrer kostbaren Figurensammlung aus dem Familienbesitz von Josef Graf Lamberg. Sie wurde 1914 von seiner Gattin Anna, der Tochter des Waffenfabrikgründers Josef Werndl, an das Stadtmuseum Steyr übergeben. Die wertvolle Sammlung umfasst heute mehr als 200 bekleidete Figurenpuppen, die großteils aus verschiedenen Kirchenkrippen stammen. Der Nachbau der im barocken Stil gehaltenen Stadtkrippe von Steyr wurde in den 90er-Jahren von Kons. Paul Pfaffenbichler (1940-2013) erstellt und ebenfalls mit Lamberg´schen Krippenfiguren bestückt. Die Krippe präsentiert das Geschehen der Geburt Christi auf drei Ebenen. Auf der ersten Ebene ist das Leben auf dem Lande, der Bauernstand zu sehen. In der Mitte befinden sich die Geburtsstätte Christi sowie eine Stadtmauer einschließlich der Bürger und Berufe. Auf der obersten Ebene ist mit dem Hintergrund des Schlosses Lamberg, der Bürgerspitals- und Michaelerkirche die Vorherrschaft, der Adel, integriert.
Die Ausstellung ist im Advent und der Fastenzeit geöffnet. Gruppenbesuche sind ganzjährig gegen Voranmeldung möglich. Nähere Infos und Kontakt: www.stadtmuseum-steyr.at
> Linktipps forum oö geschichte
- Beitrag zur Geschichte des Eisenhandels in Oberösterreich
- Beitrag über den Venedigerhandel in Oberösterreich
> Dokumentation im Digitalen Ausstellungsarchiv Oberösterreich
- 1517! UND HEUTE? Steyr 2017. Reformationsstadt Europas (24. März bis 5. November 2017)
> Linktipps Weitere Museen im Ort
> Linktipps Weitere Museen in der Umgebung
> Tipp: Nützen Sie für die Anreise die öffentlichen Verkehrsmittel: OÖVV Routenplaner
Lage und Anreise
Grünmarkt 26
4400 Steyr