Internationales Pilotprojekt zur Präventiven Konservierung Projektlaufzeit: 2016-2019
Eine der zentralen Säulen der Museumsarbeit stellt das Bewahren und Erhalten, also
der fachgerechte Umgang mit den Sammlungsobjekten, dar. Dieser sorgsame Umgang ist
eine Voraussetzung dafür, dass Schäden an den Sammlungsbeständen vermieden werden.
Doch die Museumsarbeit hält unzählige Aufgaben bereit, sodass im Alltag oft zu
wenig Zeit dafür bleibt, sich umfassend um die konservatorisch richtige Handhabung
der Objekte zu kümmern.
Dabei ist es oft mit überschaubaren und kostengünstigen Maßnahmen möglich, Schäden
an Objekten gar nicht erst entstehen zu lassen, wenn bestimmte Punkte bei Lagerung,
Präsentation und regelmäßiger Objektpflege beachtet werden. Der bauliche Zustand,
das Klima und die Qualität von Ausstellungs- und Lagerräumen spielen dabei eine
entscheidende Rolle. Schließlich braucht es entsprechend geschultes Personal.
Das Schlagwort dabei ist die Präventive Konservierung: Diese zielt darauf
ab, den Umgang mit Museumsobjekten so sorgsam und vorausschauend zu betreiben, dass
Schäden an den Sammlungsbeständen und somit kostenintensive Restaurierungen
weitgehend vermieden werden können.
Vonseiten des Verbundes Oberösterreichischer Museen wollen wird das Thema der
Präventiven Konservierung nun in besonderer Weise in den Blick nehmen. Die Qualität
bei der Erhaltung der Museumssammlungen soll dabei schrittweise angehoben und ein
praxisnahes Angebot für die kontinuierliche Betreuung Ihrer Sammlungen aufgebaut
werden.
Einen ersten Schritt dazu bildete ein internationales Kooperationsprojekt mit dem
Titel Collection Service - Collectiewacht - Sammlungspflege (CCS).
In Zusammenarbeit mit der Museumsservicestelle Erfgoed
Gelderland in der niederländischen Provinz Gelderland und dem Museumsverband Niedersachsen und Bremen e. V. erarbeitete
der Verbund Oberösterreichischer Museen die Grundlagen für einen umfassenden
Sammlungsscan. Als Vorbild diente der bereits seit Jahren erfolgreich etablierte
Sammlungspflegedienst Collectiewacht in der Provinz Gelderland. Aufbauend
auf den Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen aus den Niederlanden wurde
gemeinsam mit Restauratorinnen und Restauratoren sowie den Museumsberaterinnen und
Museumsberatern aus den drei Partnerländern Niederlande, Deutschland und Österreich
2017/2018 ein Pilotprojekt zur Präventiven Konservierung durchgeführt. Finanziert
wurde dieses internationale Kooperationsprojekt von der Stiftung Niedersachsen, die
wiederum Mitglied des Stiftungsbündnisses Kunst auf
Lager ist. Den Partnern von Erfgoed Gelderland und der Stiftung
Niedersachsen gebührt dafür ebenso ein ganz besonderer Dank für die Zusammenarbeit
wie den Kolleginnen und Kollegen vom Museumsverband Bremen und Niedersachsen.
Für den Start dieses Projekts wurde ein anonym auszufüllender Online-Fragebogen
erarbeitet.
Die dabei zwischen 1. Dezember 2016 und 16. Jänner 2017 erhobenen Daten halfen
wesentlich, möglichst viele Informationen rund um Konservierungs- und
Restaurierungsfragen in den Museen und die Anliegen der Museumsmitarbeiterinnen und
-mitarbeiter im Umgang damit zu erheben.
Auf Basis dieser Daten war es möglich, Maßnahmen zu einer zielführenden Beratung
der Regionalmuseen im Bereich der Präventiven Konservierung zu erarbeiten und
entsprechende Unterlagen für einen Sammlungsscan zu erstellen. Im Sommer 2017 wurde
in zwei Regionalmuseen in Oberösterreich mit umfangreichen Sammlungsbeständen sowie
in drei Museen in Niedersachsen das auf diese Weise erarbeitete System für eine
Sammlungsbegutachtung in primär ehrenamtlich geführten Museen auf seine
Praxistauglichkeit getestet und anschließend evaluiert.
Im Rahmen eines Abschlusssymposions wurden die Ergebnisse des Projekts mit
Kolleginnen und Kollegen aus weiteren europäischen Ländern wie Dänemark und Wales
kritisch diskutiert. Zum Abschluss des Projekts ist im Jahr 2019 eine Publikation
erschienen.
Aufbauend auf diesen Erfahrungen soll als Ziel das ständige Angebot einer
Sammlungsbegutachtung und eine Unterstützung für die Sammlungspflege in den Museen
und Sammlungen Oberösterreichs etabliert werden. Dieses Angebot beinhaltet eine
Erhebung des konservatorischen Zustands der jeweiligen Sammlungen samt Begutachtung
der Rahmenbedingungen (Lagerung, Raumtemperatur und -klima usw.) sowie ein
Maßnahmenpaket samt Zeitplan zur Umsetzung präventiver konservatorischer Maßnahmen,
die auch von ehrenamtlich geführten Museen in einem vertretbaren Kostenrahmen
umgesetzt werden können. Eine fachliche Begleitung bei allen Schritten ist fixer
Bestandteil des Angebots. Dieses kann somit wesentlich dazu beitragen, die
zahlreichen Sammlungsbestände in den oberösterreichischen Museen langfristig zu
erhalten.
Zum Abschluss des Projektes ist auch eine Dokumentation zum gesamten Vorhaben
erschienen:
Lochmann, Hans (Hg.): Sammlungsservice - Collectiewachs - Collectionservice. Die
museale Sammlungspflege im Netzwerk bewältigen. Mit Beiträgen von Klaus Landa, Cord
Brune und Susanne Heimel. Hannover 2019 (= Schriftenreihe des Museumsverbandes
Niedersachsen und Bremen e. V. 2)